In der Bucht habe ich diesmal ein recht interessantes Reparatur-Projekt gefunden.
Eine PA-Enstufe aus dem Hause Crown (leider nix mehr „Made in US and A“, sondern Made in Chinesien).
Irgendwie hat mich das Ding gereizt, da offensichtlich einiges Defekt war. Hier die Beschreibung des Vorbesitzers:
Dieses schmucke Gerät hat uns lange treue Dienste im Probenraum erwiesen.
Leistung & Sound sind wirklich fantastisch. Bis, ja bis, es auf einmal laut brummte, wir ihn auschalteten um ihn kurz darauf wieder einzuschalten worauf hin Flammen aus dem Gehäuse schlugen.
Von einer Instandsetzung haben wir abgesehen.
Klingt nach Arbeit!
Ein Blick in den Innenraum bestätigt dies auch:
Die Technischen Daten klingen aber doch nicht uninteressant:
2-ohm Stereo (per channel): 840W
4-ohm Stereo (per channel): 600W
8-ohm Stereo (per channel): 370W
8-ohm Bridge-Mono: 1,200W
4-ohm Bridge-Mono: 1,680W
Also ran an’s Werk!
Zuerst habe ich alle offensichtlich Defekten (verbrannten, zerrissenen, etc.) ausgelötet und dementsprechend am Schaltbild vermerkt. Leider wurde auch die Platine stellenweise recht stark durch die thermische Belastung in Mitleidenschaft gezogen. Verkohlte Stellen auf Platinen sind Leitfähig, wie das Bild hier zeigt:
Kohle leitet el. Strom sogar recht gut, von „Kriechströmen“ kann hier keine Rede sein. Das ist insofern Problematisch, da bei einem abgebrannten Bauteil durch Kohlereste auf der Platine diese weiterschmoren kann. Also wurden die betroffenen Stellen mit einer harten Bürste und Aceton gereinigt. Dies hat sehr gut funktioniert, unter Umständen bleibt hier manchmal nicht mehr genug Trägermaterial übrig um Bauteile wieder einzulöten. Zum Glück fand hier die Zerstörung nur auf der Oberfläche statt, die Platinenunterseite macht noch einen recht guten Eindruck, auch sind noch einige Lötaugen vorhanden. Die vormals leitfähigen Bereiche wurden abschließend nochmals überprüft, die Widerstandsmessung ergab nun überall >40MOhm.
Dann wurden die übrigen Halbleiter auf Funktion überprüft, und defekte ebenso entfernt und im Schaltbild vermerkt. Das selbe Schicksal ereilt auch allen Bauteilen, welche neben abgerauchten Kollegen einer möglicherweise zu großen thermischen Überbeanspruchung ausgesetzt waren. Hier mal das Ergebnis:
Beim letzten Bild habe ich bereits wieder ein paar Widerstände eingelötet – damit die Platine nicht so leer wirkt…
Q11A hätte ich auch gerne getauscht, dabei handelt es sich aber um einen BF422, welcher weder beim blauen C, noch bei RS, Farnell, Digi-Key, Mouser, etc. verfügbar ist.
Im Schaltbild vermerkt ist auch:
All BF422 and BF423 are Pillips or Toshiba. DO NOT use Carsem (CBF)
Aha. Von P(h)illips habe ich sowieso noch nie was gehört, und warum passt der Carsem nicht? Großteils hätte ich sowieso nur welche von ON Semiconductor gefunden, z.B. hier aus GB. Da bleibt wohl nur die Datenblatt-Wälzerei um einen geeigneten Ersatz zu finden.
Hier mal ein kleiner Überblick, alle markierten Bauteile sind entweder definitiv defekt oder haben aufgrund der thermische Belastung durch benachbarte Bauteile einen Austausch verdient:
Nach dem Eintreffen der ersten Ersatzteilbestellung werde ich mich wieder um das Gerät kümmern.
Update 14.03.2016:
Geschenke sind eingetroffen!
Geordert wurden ein Kompletter Satz Leistungstransistoren samt ihrer Treiber, Drahtwiderstände, Kapazitäten und Z-Dioden. Die Bauteilkosten und der Anschaffungspreis der Endstufe incl. Versand überschreiten mittlerweile sehr wahrscheinlich bereits den Marktwert einer funktionierenden. Zum Glück muss ich damit kein Geld verdienen, mir geht es dabei primär um den „Spaß an der Freude“.
Momentan bin ich allerdings Beruflich sehr ausgelastet, ich hoffe aber, dass ich bald weiteres über den Reparaturverlauf berichten kann.
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Ich hab die gleiche und das gleiche Problem.. Kanal A thermische Anomalie. Sw Platine usw geht deine wieder und was ist mit der sw platine